Julius E. O. Fintelmann
Artikel

«Frühlings Erwachen ist abgesagt, aber wir müssen reden.»
Julius E. O. FintelmannUnd zwar über Sex. Über Pornographie und über Jungfrauen & -männer. Über Masturbation und Missbrauch von Machtpositionen. Über buttplugs und Tantra. Und vor allem: Über Lust.Das Dream-Team bestehend aus der Regisseurin Suna Gürler und dem Autor Lucien Haug liefern mit Frühlings Erwachen ein Spektakel. Das Ensemble, bestehend aus sechs Jugendlichen und jungen Erwachsenen und einem Ensemble-Schauspieler des Schauspielhaus, hat das Stück gleich zweimal einstudiert – im Frühling standen sie kurz vor der Premiere. Der Text, entstanden während des Probenprozesses und das Stück wurden in den letzten Wochen überarbeitet und jetzt mit teilweise neuem Cast im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt.Die sechs Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Streetwear und Trainingskleidern stürmen auf die weisse Treppe, auf der in den nächsten 90 Minuten gespielt wird und es geht direkt los. Sie stellen au…

Autorin Viola Cadruvi über das Mentoring in Double und die rätoromanische Literaturwissenschaft
Julius E. O. FintelmannViola Cadruvi ist rätoromanische Autorin und hat dieses Jahr im Mentoratsprogramm Double teilgenommen. Im Interview spricht die Doktorandin über die Zeit als Mentee, ihre Zukunft und ihre Promotion zur Rolle der Frau in der rätoromanischen Literatur.Julius E. O. Fintelmann: Viola, wie waren deine letzten drei Monate?Viola Cadruvi: Ehrlich, ich bin kein Fan von Home-Office. Als ich vor zwei Wochen wieder ins Büro konnte, habe ich in den fünf Tagen, in denen ich da war, gefühlt mehr gemacht als in der gesamten Zeit seit Mitte März. Aber ich habe nicht gross darunter zu leiden, deshalb kann ich mich eigentlich gar nicht beschweren.Du schreibst vor allem auf Rätoromanisch, wenn ich das richtig verstanden habe. Schreibst du auch auf Deutsch?Auf Deutsch selten. Ich übersetze eher noch meine rätoromanischen Texte ins Deutsche. Meine Mutter ist ja Rätoromanin, ich bin jedoch im Unterland auf…
Mentoratsplattform Double - now calling!
Julius E. O. FintelmannDie Mentoratsplattform Double des Migros Kulturprozent weitet ihr Angebot von Literaturförderung auf Coachings in Pop, Tanz, Theater und Kleinkunst aus. Was das heisst und wie man sich bewerben kann, gibts hier.Was ist Double?Double ist die Mentoratsplattform des grössten privaten Kulturförderer der Schweiz Migros Kulturprozent. Double existiert seit 2015 und ermöglicht jährlich vier bis sieben Zusammenarbeiten von jungen professionellen Literaturschaffenden mit bereits erfahrenen Autor*innen. Das Mentoring richtet sich an alle vier Sprachregionen der Schweiz.Aufgrund des Erfolges von DoubleLiteratur, gibt es ab jetzt Ausschreibungen für Coachings in Pop, Tanz, Theater und Kleinkunst. Im ersten Jahr sind pro Sparte vier namhafte Coaches ausgeschrieben – für Theater sind das 2020/21: die Theaterproduzentin Gabi Bernetta, der niederländische Performance-Künstler Yan Duyvendak, die Theat…

Prix ASSITEJ. Ein kritischer Blick
Julius E. O. FintelmannDie «Internationale Vereinigung des Theaters für junges Publikum» oder eben «Association Internationale du Théatre pour l’Enfance et la Jeunesse» (kurz ASSITEJ) Schweiz vergibt das erste Mal den neuen Prix ASSITEJ.«Mit dem ersten Prix ASSITEJ Schweiz werden zwei verdiente Persönlichkeiten für ihr impulsgebendes Engagement zugunsten des professionellen Theaters für ein junges Publikum ausgezeichnet.» So steht es in der Medienmitteilung zur Preisverleihung, die während des Jungspund Festivals am 28. Februar 2020 stattfand.Geehrt werden Theatermacherin Nina Knecht und Komponist und Musiker Simon Ho. Nina Knecht ist Gründerin und Geschäftsführerin des Vereins PRIMA, der Theater für die Kleinsten, für Kinder unter vier Jahren also, in der Schweiz gross machen will und gross gemacht hat. Simon Ho ist bekannter Komponist für viele Kinder- und Jugendtheater auf der Welt und in der Schweiz. Bei…

Die Pest löscht auf dem iPad Leben aus und ist der Inbegriff der Rationalität
Julius E. O. FintelmannWenn alle Männer Mädchen wären, dann wär' das Leben schön, man könnte ohne Angst zu haben, nachts spazieren geh'n, wenn alle Männer Mädchen wären, wär's paradiesisch hier, wenn alle Männer Mädchen wären, ich meine natürlich alle außer mirJa, es sind Die Ärzte, die das gesungen haben. Das Lied «WAMMW (Wenn alle Männer Mädchen Wären)» und deren Album «Geräusch» stürmte schon kurz nach der Veröffentlichung im Jahr 2003 die Charts und war in Deutschland schnell Nummer 1. Warum das in einer Kritik den Anfang macht? Dazu später mehr.Kleiner Sprung. Aula, Gymnasium Leonhard, Basel. Die Bühne ist in eine Ecke im Saal aufgebaut, das Publikum sitzt auf zwei Seiten auf Tribühnen und dazwischen gibt es einen Gang. In dieser Ecke stehen zwei metallene Abfallcontainer, umgeben von verstreuten Kartons, einem Sofa und Holzpaletten.© Maximilian Holzenburg WIR SIND SO ELEND heisst das Stück, das die …

Barbie in Sevilla und andere Geschichten. Ein Gespräch mit Regisseurin Salomé Im Hof
Julius E. O. FintelmannIch spreche mit der Regisseurin Salomé Im Hof kurz nach einer Probe für ein neues Stück der Jungen Oper Basel. Sie ist seit deren Gründung Künstlerische Leitung, macht gleichzeitig Schultheater und ist im Bereich der Musiktheatervermittlung tätig. Das neue Stück Barbie in Sevilla, in welchem ich mitspiele, wird Ende März auf der Kleinen Bühne im Theater Basel aufgeführt.Salomé. Wieso Theater mit jungen Menschen?Salomé Im Hof: Hm. So genau habe ich mir das noch nie überlegt. Lacht. Bei jungen Menschen ist noch so viel offen. Ich kann gar nicht sagen, ob jemand Profi oder Laie ist. Gerade in den freiwilligen Kursen wie der Jungen Oper kommt mir so viel Potenzial entgegen. Dieses Potenzial soll leben können! Ich versuche, da meinen Teil beizutragen.Die Fantasie wird ja oft überdeckt von vielem anderem und schläft ein. Die Schule formt, normt und reiht ein. Es braucht auch mal den Nonsens…

«Ich bin Leoni und ich habe etwas entdeckt»
Julius E. O. FintelmannDas Opernhaus Zürich publiziert einen Castingaufruf zu einer Neuproduktion von Glucks Oper IPHIGÉNIE EN TAURIDE. Das Leitungsteam mit Regisseur Andreas Homoki und musikalischen Leiter Gianluca Capuano suchen nach einem jungen Schauspieler (ca. 12 Jahre alt) für den «jungen Orest» und einer jungen Schauspielerin (ca. 14 Jahre alt) für die «junge Iphigénie». Beide dieser Schauspieler*innen sollen ein «europäisches Aussehen» haben.An genau diesem Kriterium stösst sich nun eine gewisse «HA Leoni». Seit dem 6. Dezember (drei Tage vor Probenbeginn der Produktion) veröffentlicht dieser Account mehrfach täglich auf Instagram und auf Facebook Videos, in denen das Opernhaus Zürich markiert ist. In den Videos fragen verschiedene Menschen, ob sie europäisch aussehen.Screenshot von dem Instagram-Profil HA__Leoni Der Aufruf des Opernhaus, so HA Leoni, bietet Gelegenheit, «um verschiedene Fragen na…

Leben und Fliehen aus einem postapokalyptischen Zürich
Julius E. O. FintelmannDer Prime Tower liegt in Scherben, die Limmat ist vergiftet und der See hat den Neumarkt, den Helvetiaplatz und den Hauptbahnhof überflutet. Zehn Jahre nach dem Klimakrieg ist das der Status, in dem sich Zürich befindet. Die Stadt wird dominiert von zwei gleicherseits brutalen Gangs, den Machos Branzos und den weiblichen Magierinnen Amazas, die sich selbstverständlich bekriegen.Das ist das Zürich, das in KIDS OF NO NATION im Neumarkt Theater präsentiert wird. Die Bühne ist von Simeon Meier umfunktioniert in eine weisse Quarterpipe, zur Seite sitzen in zwei Stationen und in anarcho-Kopfbedeckungen gehüllt, ein Musiker und eine Zeichnerin. Inszeniert und konzeptioniert hat diese Dystopie der Regisseur Dominik Locher, der in seinen Arbeiten Geschichten von Aussenseitern und Visionär*innen erzählt.© Philip Frowein In dieser Dystopie leben Mika, Vaju und Eli. Eli spricht aus dem Off aus d…

Nellie Hächler über die Zukunft, das Klima und das Theater
Julius E. O. FintelmannNellie Hächler ist 17 Jahre alt, Gymnasiastin und spielt in Dominik Lochers Stück KIDS OF NO NATION am Neumarkt eine der beiden Hauptrollen. Ich treffe sie während den Endproben kurz vor dem weltweiten Klimastreik am 29. November im Neumarkt.Nellie, schön, dass wir eine Zeit gefunden haben zu sprechen. Zuerst eine grundsätzliche Frage: Wie hast Du angefangen, Theater zu spielen?Nellie Hächler: Das war schon früh. Mit vier Jahren habe ich einen kleinen Theaterkurs besucht und auch oft in Krippenspielen mitgespielt. Irgendwann gab es von der Schule auch zwei kleine Sachen, aber das alles war nie wirklich ernsthaft. Als ich zwölf oder dreizehn war, hatte ich keine Hobbies und wollte was machen mit meinem Leben. Meine Mutter hatte dann gemeint, ich soll doch Theater spielen gehen, denn das würde mir liegen.Ich bin zuerst ein Jahr in die Rote Fabrik in einen Kurs von Golda Eppstein gegange…

Wohlstandsgesellschaft West und das Nicht-mehr-reden-können
Julius E. O. FintelmannWÜSTE, WIND, WOHIN. Worte wie diese prangen in weissen Lettern angebeamt an eine Wand im jungen theater basel. Sieben junge Darsteller*innen aus Berlin und Basel powern dazu zu wummernden Bässen. Da hinein brüllen sie meistens im Chor Texte, die beinahe untergehen. «Du bist nicht eingeladen auf die Party der Unterbemittelten!» beispielsweise. Es geht viel um «Wir», um sich radikalisierende Jugendliche und die Möglichkeiten sich Gehör zu verschaffen, wenn Miteinander-Reden keine Möglichkeit mehr ist. Zu all diesen Dingen später mehr.ZUCKEN heisst das Stück der Dramatikerin Sasha Marianna Salzmann, das jetzt noch vier letzte Male im jungen theater basel gezeigt wird. Die Uraufführung von Sebastian Nübling war bereits im März 2017 im koproduzierenden Maxim Gorki Theater in Berlin. Schwarze Kunstledersofas, iPhones und Piano TilesDie sieben Spielenden sitzen auf vier knarrenden, schwarze…

Ehre ist Schuld
Julius E. O. Fintelmann«Hat die liebe Seele RuheUnd aus Kindern werden SchemenAlbern geht die Welt zugrundeUnd die Halbwelt lacht dazuUnd die Nachwelt lacht euch totLacht euch tot»© Ayse Yavas Eine leere Bühne, nur ein Tisch und ein junger Soldat in Uniform. Liest Zeitung. Er beginnt betroffen zu singen. «Wehe. Wehe. Schreiend Unrecht. Rechtsbruch. Wehe.» Aus weiter Ferne steigen weitere Stimmen ein; kommen von hinter dem Publikum auf die Bühne. «Ihr Jämmerlichen jammert mich. Schafft endlich diesen Hammer ab. Schafft endlos Euch den Hammer ab.»Nun stehen die knapp dreissig jungen Männer in Reih und Glied. Alle in bereits abgenutzten Armeekleidern. Sie messen den Abstand zwischen sich aus und beginnen zu marschieren. «Der Erde juckt das bunte Fell. Bald hält sie still.»Diese fragmentarischen Textfetzen entstammen aus dem Text «Zuginsfeld» des Dichters Otto Nebel. Geschrieben 1918 in Kriegsgefangensch…

Acht Fragen an Hanna Müller zu ihrem neuen Stück IM HINTERHAUS
Julius E. O. FintelmannEs ist der Freitagabend vom 8. November und ich sitze mit der Regisseurin Hanna Müller in der Kantine des Theater Basel. Ich spreche mit ihr über ihr neues Stück IM HINTERHAUS, worin es aber nicht nur um Anne Frank geht, sondern generell um Jugendliche, die Krieg erleben müssen. Es sind noch drei Stunden bis zum Beginn der Premiere.Wie lebst Du und wie kamst Du zum Theater?Hanna Müller: Ich lebe in Hamburg. Ich reise dann – wie die meisten Regisseur*innen – hin und her. Ich bin immer für die Produktion am jeweiligen Ort.Wie ich zum Theater kam? Ich in der Theater-AG in der Schule und fand das ganz toll. Ich habe über diese Theatergruppe auch angefangen Theater zu gucken, was als Dorfkind gar nicht so einfach ist, weil man dafür in die nächst grössere Stadt fahren muss. Schon recht früh war dann klar, dass ich ans Theater will.Wie hast Du dieses Stück – IM HINTERHAUS – mit Jugendliche…

Liebe Kitty,
Julius E. O. FintelmannSo beginnen die Tagesbucheinträge der Anne Frank. Während zwei Jahren versteckte sich ihre Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam vor der Gestapo, wo sie ihr Tagebuch schrieb, welches heute als eines der erschreckendsten Zeugnisse der NS-Vergangenheit gilt.In der Prinsengracht 263 fanden acht Menschen der Familie Frank, van Pels und der Zahnarzt Fritz Pfeffer auf engem Raum Schutz vor der Judenverfolgung der Nazis.Hier knüpft IM HINTERHAUS von Hanna Müller im Theater Basel an. Es geht um das Zusammenleben in dem Haus, Annes Erzählungen von der anbahnenden Freundschaft zwischen ihr und Peter (der Sohn von der ebenfalls dort lebenden Familie van Pels) und das Erwachsenwerden in ihrer einzigartigen Situation.Es bleibt aber nicht nur bei dem Tagebuch der Anne Frank. Es geht generell um Jugendliche und Kinder, die in Kriegen immer die Leidtragendsten sind. Das Stück verbindet das traurig…

«Es ist anstrengend, die Anstrengende zu sein»
Julius E. O. Fintelmann«Warum sitzt ihr noch im Unterricht? Greta Thunberg kommt nach Zürich! Heute! Um neun Uhr beginnts! Los!»Drei Klimaaktivist*innen einer Outreach-Gruppe vom Klimastreik stürmen in ein Klassenzimmer. Ihre selbstaufgestellte Regel: Jede*r bringt jemand anderen zum Klimastreik mit, dann sind sie schon doppelt so viele.Die drei Streikenden, das sind Betty, auf Instagram über 5000 Follower*innen und zuhause an der Goldküste; Alina, von ihren Eltern verwöhnt und überzeugt von der Rettung der Welt; ihr Cousin Claudio, Fachmann Gesundheit in Ausbildung und das «Normalo»-Korrektiv der Gruppe.Allerdings sind sich die drei nicht einig. Schnell werden die unterschiedlichen Motivationen klar, warum an den Streik gegangen wird. Alina beispielsweise ist hochmotiviert und kämpft mit aller Leidenschaft gegen die Klimakrise. Claudio ist vor allem mitgekommen, weil Alina ihn aufgefordert hat. Betty hinge…
Junge Menschen und Theater? Ja!
Julius E. O. FintelmannJunge Menschen konsumieren nicht die gleiche Kultur wie ältere Menschen. Junge Menschen schauen sich keine Ausstellungen in Museen mehr an. Junge Menschen gehen nicht mehr ins Theater.Ziemlich egal, wen man so fragt: Es scheint die gängige Meinung zu sein, dass junge Menschen sich um «traditionelle» Kunstformen nicht scheren und viel lieber «neue Medien» konsumieren. Schon die Eintönigkeit dieser Aussagen legt ein Hinterfragen nahe. Kann es wirklich sein, dass ein solch unmittelbares und politisches Ereignis wie Theater oder Tanz nicht mehr gefragt ist? Falls dem wirklich so sei, was muss den jungen Menschen geboten werden, damit sie mehr ins Theater gehen?1. Es müssen nicht alle!Zunächst eine notwendige Erläuterung: Von wem sprechen wir überhaupt? «Die jungen Menschen» gibt es ebenso wenig wie «das Theater». Es müssen sich nicht alle Menschen zwangsläufig für Theater und Kultur int…
Reingrätschen!
Julius E. O. FintelmannEs gibt ein neues Festival für die junge Theaterszene! Das Grätsche Festival findet vom 13. bis 16. Februar im Dynamo Zürich statt. Gegründet von einem Zusammenschluss der drei Gruppen Kollektiv Tempofoif, oimoi und Jungthaeter, richtet sich das Festival an freischaffende Gruppen, die nicht aus einem institutionellen Rahmen kommen. Dementsprechend lesen sich auch die Teilnahmebedingungen: Die Verantwortung für künstlerische und organisatorische Entscheidungen wird im Rahmen der Produktion von der Gruppe gemeinsam getragen. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Spieler*innen gemeinsam einen Text aussuchen bzw. sich einen thematischen Fokus setzen, dass eine Spielerin auch dramaturgisch arbeiten kann und ein Spieler sich für den Flyerdruck verantwortlich zeigt, oder dass die Spielenden gemeinsam eine interne oder externe Regie bestimmen. Die Gruppe arbeitet unabhängig von bestehenden In…

«Wir wollen was!» – OITOPIE und zehn Jahre oimoi
Julius E. O. FintelmannMit Gitarre, Gesang und Maulorgel eröffnet das Duo Scharlachmaria die OITOPIE, das zehnjährige Jubiläumsfestival des oimoi Theaters Zürich. Gestern Abend begonnen, spielen bis zum Sonntagabend vom 6. Oktober insgesamt 13 Produktionen und vier Konzerte auf den drei Bühnen im Zirkusquartier Zürich. oimoi im All!Die Performance ALL I HAVE LEFT IS A HEART FULL von den beiden Mitgründer*innen Shane Lutomirski und Yunus Ersoy macht den Anfang mit einem ganz speziellen Geburtstaggeschenk: Eine Besitzurkunde für ein Grundstück auf dem Mond. Der amerikanische Unternehmer Dennis Hope hatte in den 1980er-Jahren eine Gesetzlücke entdeckt, wonach jede*r Amerikaner*in das Recht hat, ein Grundstück ihr*sein eigen nennen kann, wenn das Begehren eine Zeit öffentlich ist. Dementsprechend beanspruchte Dennis Hope zuerst den Mond – später kamen noch andere Planeten und Monde dazu – und bietet seitdem übe…

Zehn Jahre oimoi Theater Zürich – das oitopie Festival
Julius E. O. FintelmannDas oimoi Theater in Zürich feiert sein zehn-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass organisiert das junge Theater ein eigenes Festival, die oitopie, mit den Highlights und Neuentwicklungen aus zehn Jahren oimoi.Zwischen dem 4. bis 6. Oktober präsentiert das Festival oitopie im Zirkusquartier Zürich ein «buntes Programm mit zahlreichen und unterschiedlichen, experimentellen und erprobten Performanceformaten: Neben Impro-Sport, Performance und Tanz finden auch Installationen, Textinszenierungen und Workshops in der Veranstaltungsreihe ihren Platz.»Zehn Jahre oimoi2009 wurde oimoi von mehreren Gymnasiumsabgänger*innen, denen das Schultheater nicht gereicht hat, gegründet. Seit dann entwickelt oimoi viele unterschiedliche Formate, auch vermischt mit anderen Aufführungsformen wie Tanz und Musik. Die Resultate wurden und werden im Theater Rigiblick und auf der Studiobühne s gezeigt.Anfangs…

Wohin? jtb!
Julius E. O. FintelmannAssaf ist genervt. Sein Vater hat ihn in einen Ferienjob in einem Tierheim gezwungen, sein vermeintlich bester Freund Roy will ihn mit Dafi verkuppeln und bestimmt sowieso alles in Assafs Leben und zuhause läuft es eh nie rund. Dabei hat er doch Ferien!© junges theater baselDann aber ist Veränderung in Sicht: Der Tierheimsleiter beauftragt ihn, die Besitzer*in eine zugelaufene Hündin zu finden und zurückzubringen – Stichwort Formular 76, das Formular zur Annahme eines verlorenen Haustiers inklusive Busse und Meldung. Diese Aufgabe verschafft Assaf Abwechslung zum Katzenkackesortier-Alltag, denn die entpuppt sich als gar nicht so leicht. Er solle einfach der Hündin folgen und sie führe ihn zu dem*der Besitzer*in. Sagt der Tierheimsleiter.Assaf und die Hündin Dinka ziehen also los durch die Strassen Jerusalems, treffen auf dem Weg auf unterschiedlichste Menschen, etwa einem Drogenkartel…

Familienfete bei den Shakespeares
Julius E. O. FintelmannBeatrice und Benedikt, Helena und Hermia, Don Juan und Margarethe. All diese (und noch viel mehr) aus Shakespeares Universum entsprungene Charaktere versammeln sich zum Familienfest im Grundsteinsaal des Goetheanums. Ich war bei dem neuen Stück der Jungen Bühne Dornach, der SHAKESPEARE'S NIGHT.Die Stückkreation aus EIN SOMMERNACHTSTRAUM, MACBETH, VIEL LÄRM UM NICHTS und ROMEO UND JULIA, geschrieben und inszeniert von Andrea Pfaehler, führt die Plots, Geschichten und Intrigen der Shakespeare-Welt zusammen und setzt sie in neuen Formationen fort. Auch hier tötet Macbeth den König, der wiederum als Gastgeber des Festes fungiert. Allerdings kann er ja nicht sterben, denn «gestorben soll auf der Bühne und nicht im Hof des Königs». Benedikt und Beatrice hacken aufeinander herum, während Don Juan mit Margarethe Claudios Eifersucht zum Kochen bringt. Die Handwerker wollen ihren Auftritt als Lai…

Alles neu am Zchauspielhaus Sürich?
Julius E. O. Fintelmann© Gina Folly Das neue Leitungsteam am Schauspielhaus Zürich.Mit der neuen Intendanz von Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann am Schauspielhaus Zürich (oder eben Zchauspielhaus Sürich, wie sie es gerne nennen) wird auch der Bereich für junge Menschen neugedacht. Nicht nur sollen ab jetzt Jugendliche in mehr Produktionen eine gewichtige Rolle spielen, es werden auch wieder wöchentliche Jugendclubs eingeführt.Ab September 2019 bietet das Schauspielhaus Zürich vier wöchentliche Jugendclubs für alle Spielbegeisterten zwischen 13 und 23 Jahren an. Hausregisseurin Suna Gürler und ihr Theaterpädagogik-Team leiten die Proben: Theater kennenlernen, diskutieren, improvisieren, tanzen, schreien, schwitzen und über die gesamte Spielzeit hinweg gemeinsam einen Theaterabend erarbeiten. Im Mai und Juni 2020 wird dann Premiere gefeiert: alle vier Clubs spielen drei öffentliche Vorstellungen in der…

Zwischen Steinway, Pool und dem Mittelmeer
Julius E. O. FintelmannDer gerade volljährig gewordene Linus und seine drei Jahre jüngere Schwester Cora treiben auf dem Meer. Sie suchen offensichtlich nach jemandem.Das ist der Anfang von Pool Position vom jungen theater basel, dem Eröffnungsstück des diesjährigen Jugendtheaterfestivals fanfaluca in Aarau. Das Stück hatte im April in Basel Premiere und spielt nun wieder bis November in Basel und geht (hoffentlich) noch für länger auf Tour.© junges theater baselWie sind die beiden Geschwister denn nun hierhin gekommen? Sie rekapitulieren und erzählen: Linus’ 18. Geburtstag vor einigen Tagen. Er schwimmt kopfüber im Pool, hat vielleicht gerade versucht, Suizid zu begehen. Seine drei Jahre jüngere Schwester Cora findet ihn, doch meint, dass man nicht von Party zu Rausch zu Party leben könne, sondern etwas machen solle mit den Chancen die sich einem in der Schweiz bieten. Sie will Geflüchteten helfen. Auch Li…