Assaf ist genervt. Sein Vater hat ihn in einen Ferienjob in einem Tierheim gezwungen, sein vermeintlich bester Freund Roy will ihn mit Dafi verkuppeln und bestimmt sowieso alles in Assafs Leben und zuhause läuft es eh nie rund. Dabei hat er doch Ferien!

© junges theater basel
Dann aber ist Veränderung in Sicht: Der Tierheimsleiter beauftragt ihn, die Besitzer*in eine zugelaufene Hündin zu finden und zurückzubringen – Stichwort Formular 76, das Formular zur Annahme eines verlorenen Haustiers inklusive Busse und Meldung. Diese Aufgabe verschafft Assaf Abwechslung zum Katzenkackesortier-Alltag, denn die entpuppt sich als gar nicht so leicht. Er solle einfach der Hündin folgen und sie führe ihn zu dem*der Besitzer*in. Sagt der Tierheimsleiter.
Assaf und die Hündin Dinka ziehen also los durch die Strassen Jerusalems, treffen auf dem Weg auf unterschiedlichste Menschen, etwa einem Drogenkartell und einer Klosternonne, die ihnen aber nicht verraten können oder wollen, wo und wer denn jetzt die Besitzerin ist. Soviel ist irgendwann klar: Sie ist eine sie, heisst Tamar und sucht gleichfalls nach jemandem. Deshalb und wegen ihrer Mysteriosität fasziniert sie Assaf schnell und muss sie kennenlernen.
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Das Jugendbuch «Wohin du mich führst» von David Grossman ist nicht nur international gefeiert und bepreist, es fegte 2016 auch über die Bühne des jungen theater basel. Suna Gürler und Lucien Haug haben sich die Vielschichtigkeit der Geschichte und die vielen verschiedenen Handlungsstränge und Sprünge zu Nutze gemacht, indem die fünf Spielenden fliessend in den Rollen hin- und herwechseln. Nicht nur lockert das die sonst hochkomplexe Figurenkonstellation, es lässt uns Zuschauende auch von festgelegten Bildern (ja, auch Stereotypen) lösen und diese Bilder durch Taten austauschen.
Diese fünf, Alina Immoos, Fabio Savoldelli, León Cremonini, Milla Grobéty und Paula Müller, spielen zusammen in der Gruppe als wären die drei Jahre Zeitunterschied nie gewesen. Sowieso ist dieser Abstand nur an wenigen Stellen bemerkbar; eine solche Abenteuergeschichte trifft halt nicht ganz das jetzige Alter der Spielenden.
Aber das ist überhaupt nicht relevant, denn an der Vorstellung sind wie ansonsten oft auch viele Schulklassen da. In anderen Theatern oft gelangweilt (zu Recht), sind die Schüler*innen im jtb umso begeisterter. Entweder macht das junge theater etwas sehr richtig, oder viele andere schlicht falsch. Es ist schön, von Jugendlichen, die sonst nicht ins Theater gehen zu hören, wie sehr sie das bereuen. Leider wird WOHIN DU MICH FÜHRST wie mehrere andere Produktionen der vergangenen Jahre nur noch zweimal aufgeführt. Es scheint, als wolle das jtb Platz für Neues schaffen. Da folgen wir doch gern, aber jetzt umso mehr: Wohin? jtb!

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Andra Möckli

Sari Pamer

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