Der gerade volljährig gewordene Linus und seine drei Jahre jüngere Schwester Cora treiben auf dem Meer. Sie suchen offensichtlich nach jemandem.
Das ist der Anfang von Pool Position vom jungen theater basel, dem Eröffnungsstück des diesjährigen Jugendtheaterfestivals fanfaluca in Aarau. Das Stück hatte im April in Basel Premiere und spielt nun wieder bis November in Basel und geht (hoffentlich) noch für länger auf Tour.
Die grossen Fragen des Lebens
Während der Reise merken nicht nur Cora und Linus, wie enorm privilegiert es sich in der Schweiz leben lässt. Uns im Publikum wird vorgeführt, wie bevorzugt wir leben. Das Stück ist aber nie eine Moralpredigt, es verliert nie den Humor. Es zeigt vor, dass keineswegs nur Altruismus der Grund ist, warum die beiden die Reise unternehmen. Die Aufregung Coras darüber, als Egoistin bezeichnet zu werden, ist verständlich. Genauso verständlich ist aber auch die Bezeichnung an sich. Denn «helfen» zu wollen ist zwar schön und gut, aber oftmals nur für das eigene Besserfühlen da. Und wenn sie sich am Ende des Stücks auf dem Meer wiederfinden, suchen sie nicht nach Geflüchteten, sondern eben nach Messi. Damit tappen sie in die gleiche Falle wie viele andere: Die vermeintlich eigenen werden zuerst gerettet.
Suna Gürler inszeniert den von Lucien Haug extra für die Spielenden des jungen theater basel geschriebenen Text in einem schon lange leerstehenden Pool. Das Geschwisterpaar Rosa-Lin Meessen und Flynn Jost sowie die Scheinperson Tim Brügger bespielen diesen mit unglaublicher Energie und Spieldrang. Dabei widmen sie dem Thema ebenso die gebührende Ruhe und Nachdenklichkeit, wie umso beeindruckendere Tänze und Emotionsausbrüche.
Pool Position wirft die wirklich wichtigen Fragen auf, die sich wir junge Menschen stellen. Was tun mit dem Leben, das bevor steht. Wie sich positionieren zwischen Reichtum und Privilegien in Mittel-Nord-Europa und flüchtenden Menschen im Rest der Welt. Diese Botschaft ist im Publikum angekommen. Es folgt stehender, langer, verdienter Applaus.
Ich höre mich unter den Zuschauer*innen nach dem Stück um. Mir erzählen viele, dass sie genau dasselbe empfinden, wie in Pool Position angesprochen wird. Hier zwei Zitate.
"Ich meinte immer, ich sei mir meiner Privilegien eigentlich bewusst. Aber längst nicht in dem Umfang." "Es ist schon krass, ich war in den letzten Ferien selbst in Mailand, auch am Bahnhof. Sie reden über genau die Sachen, die auch mir da durch den Kopf gehen."
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