Wenn alle einfach behaupten, dann funktioniert es
Tamea WissmannIn der alten Fabrikhalle der Eniwa in Aarau stehen die Jugendlichen der AG Theater Rämibühl Schulter an Schulter im Kreis. Sie halten sich an den Händen. Es ist nun an der Zeit, sich noch ein letztes Mal zu sammeln. In wenigen Minuten werden sich alle in ihre Kostüme werfen und noch einmal gemeinsam durchgehen, was sie in den vergangenen drei Tagen erarbeitet haben, bevor es ernst wird und sie das Ganze einem Publikum präsentieren werden. Das Aarauer Theaterfestival Fanfaluca bietet jedes Jahr drei Theatergruppen die Möglichkeit, während drei Tagen auf dem stillgelegten Fabrikgelände der Eniwa frei zu experimentieren. Während dieser sogenannten ‘Residenzen’ lassen sich die Gruppen von diesem Ort inspirieren, der auf einer Insel mitten in der Aare liegt. In den abschliessenden Showings präsentieren die Gruppen der Öffentlichkeit, woran sie während der drei Tage gearbeitet haben.Im Kreis …

«Entschuldigen Sie bitte, Sie kommen mir zu nahe»
Isabel Sulger BüelFreundlichkeit steht über, zwischen, vor und hinter Allem. Oder? «frisch und fründlich» lautet der Titel des Stücks vom Spielclub Baden, das am Jugendtanz- und -theaterfestival fanfaluca zum ersten Mal ausserhalb des Badener Theater im Kornhaus gezeigt wird. Sowie der Titel daherkommt, wird auch im Stück schnell klar, dass hier Platituden demontiert werden; dass das Freundliche, wie man es antrifft im Alltag, stets Abgründe, Lust und Zuneigungen – also das Mönschele – verdeckt.© Bettina DielZu Beginn des Stücks treten die Spielenden aus der Seitengasse auf und reihen sich vor dem Publikum auf. Sie tragen ein Lächeln im Gesicht, das so aufgesetzt wirkt wie ihre pastellfarbenen Anzüge. Der Auftritt in diesen Kostümen kondensiert bereits, was die Umgangsformen der Freundlichkeit mit uns tun: Sie normieren und gewähren gleichzeitig ein Mindestmass an persönlichem Ausdruck. Subtil machen si…
Was ist schon ein Schwan ohne Flügel?
Tamea WissmannIm Rahmen des Theaterfestivals Basel ist die südafrikanische Schauspielerin und Autorin Buhle Ngaba mit ihrer Solo-Performance Swan Song zu sehen. Darin erzählt eine Frau die Geschichte ihres Erwachsenwerdens mit ‘Schwanenflügeln’. Das Publikum reist mit ihr zurück in ihre Kindheit und erlebt Scham und kindliche Freude, aber auch Trauer über einen Körper, der von gängigen Schönheitsidealen abweicht.Als das Publikum den Aufführungsraum im Jungen Theater Basel betritt, steht die Protagonistin bereits auf der Bühne. Langeweile spricht aus ihrer Körpersprache, während sie beobachtet, wie das Publikum seine Plätze einnimmt. Ab und zu ein Winken oder ein kleines Lächeln. Bereits hier wird eingeführt, was sich durch das ganze Stück zieht: Auf der Bühne steht eine sehr kindliche Figur, die scheinbar zufällig mal hierhin, mal dorthin wandert, während sie, vollkommen ins Spiel versunken, nebenher…
Interview mit der U16-Jury am «augenauf!-Festival»
Christina Gabriela GalliWir sitzen auf den Treppenstufen vor dem Theater Winterthur im Kreis. Wir, das heisst ich von Intrige, die u16-Jury, die aus fünf jungen Menschen besteht, und der Theaterpädagogin, welche die Jury an ihrem Festivalaufenthalt begleitet. © Tilman PfäfflinChristina: Stellt euch mal vor.Jury: Ich heisse Lo, bin 15 und ich habe nicht viel mit Theater zu tun. Mich hats einfach interessiert, darum bin ich zu dieser Jury gekommen. Im Schulhaus wurde gefragt, wer diese Jury sein will und da haben wir uns beworben. C.: Warum habt ihr euch beworben?J.: Ich heisse Tamina und ich habe mich beworben, weil ich früher mal Improtheater gespielt habe. Meine Lehrerin hat mich da angemeldet, weil ich als Wahlfach Literatur habe.Ich bin Kaira und dachte auch, das ist spannend; auch mal Theaterstücke zu bewerten.Ich wollte auch einfach neue Sachen ausprobieren. C.: Was ist denn das Spannende an Theate…
Wohin oder Geradeaus?
Andra MöckliDas ist hier die Frage – in einem Labyrinth an Fragen. Passend zum Thema durchlaufen die Zu-schauer:innen zunächst ihr eigenes Labyrinth in Form einer Wendeltreppe hinab in die kleine Kammer des Schauspielhauses. Als wir unten angekommen sind erwarten uns Objekte, die mit weissen Tüchern abgedeckt auf der Bühne stehen und noch eine weitere Überraschung entsteht: Eine der Schauspielerinnen kann kurzfristig nicht mehr mitspielen und eine andere Per-son springt für sie ein. Es wird also etwas anders. Ich bin gespannt. Denn neben den unerwarteten Ereignissen sind nicht nur alle Plätze besetzt, sondern es sitzen sogar Menschen am Boden vor den Stühlen. Im Stück «Wohin oder Geradeaus?» verhandeln die Jugendlichen, das Leben als Labyrinth. Sie versuchen den Ausgang beziehungsweise den richtigen Weg zu finden. Leider gibt es aber auch falsche Wege oder Sackgassen.Emma Lou HerrmannWas, wenn man …