Das Unitheater Basel stand heute (28.9, Samstag) mit ihrem Stück SOMMERGÄSTE von Maxim Gorki bereits zum zweiten Mal auf der Bühne. Aufgeführt wird in der Padelhalle im St. Johann, was eine spezielle und ziemlich interessante Location für ein Theater ist. Mir fällt schnell auf, dass die Schauspieler*innen alle schon an der Bar stehen, als würden sie selbst zu den Zuschauenden gehören. Jedoch passt es zum Thema, schliesslich handelt es sich ja um eine Party, an der der Sommer noch einmal so richtig gefeiert werden soll. Als es acht schlägt, meldet sich einer der Schauspieler und fordert die Zuschauer*innen auf, sich zur Bühne zu begeben. Es hat nicht viele Plätze, in der vordersten Reihe stehen mehrere Sofas, eines ist mit PRESSE angeschrieben und ich fühle mich gleich ein bisschen geehrt.
© Unitheater Basel

Die Padelhalle wurde zu einem gemütlichen Garten hergerichtet, in dem sogar ein kleiner Teich steht. Bassow, der Gastgeber, bietet dem Publikum etwas Wein an, verteilt Trauben und Chips. Ich habe mich anfangs mehr wie ein Gast gefühlt, als eine Zuschauerin. Das ganze Ambiente ist sehr vertraut und angenehm. Immer mehr Schauspieler*innen kommen auf die Bühne, welche allesamt zu Beginn im Publikum sassen. Sie fangen noch im Sitzen an zu sprechen und bahnen sich ihren Weg auf die Bühne. Es entfalten sich mehrere kleine Geschichten, die sich mit der Zeit zu einem Bild zusammenfügen. Ich muss ehrlich sagen, in den ersten zwanzig Minuten habe ich kein Wort verstanden, das gesagt wurde. Es hat für mich keinen Sinn ergeben, da ich nicht gesehen habe, was wie zusammenhängt. Jedoch erfahren die Zuschauer*innen durch Einzelszenen zwischen den Charakteren, wer mit wem eine Affäre hat, wer mit wem Streit hat, oder wer schon lange auf wen steht. Szenen wechseln, indem Musik anfängt zu spielen und die Schauspieler*innen im Takt an eine andere Stelle gehen, Requisiten entweder mitnehmen oder wegstellen. Auf diese Art wird fliessend von eine in die andere Szene übergegangen, ohne dass man einen Vorhang oder ähnliches ziehen muss. Was alles auf der Bühne steht, raubt mir hin und wieder meine Konzentration. Mir springt immer wieder ein neues Detail vor die Augen. Der Teich scheint tiefer zu sein, als er aussieht und irgendwann brennt sogar ein echtes kleines Lagerfeuerchen vor sich hin, das aber schnell wieder ausgelöscht wird. Das ganze Stück ist eingehüllt in poetische und philosophische Phrasen, von denen manche mir echt zu denken gaben. Pasov fragt einmal: «Das Leben ist doch eine angenehme Beschäftigung, oder?» und ich ertappe mich, wie ich fünf Minuten lang die Aufmerksamkeit verliere, weil ich kurz darüber nachdenken will. Der Satz passt in das Stück. Vielleicht sogar besser als manch andere Dialoge. Denn irgendwie beschreibt er genau, was eine Stunde lang auf der Bühne abgeht. Viele Höhepunkte hat das Stück nämlich nicht, es passiert nicht viel, ausser dass sich alle mal mit allen aussprechen. Die Leute auf der Party, scheinen einfach da zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen. Als würde ihnen egal sein, ob sie jetzt glücklich sind oder traurig, hauptsächlich wollen sie einfach beschäftigt sein und sich nicht allzu sehr mit dem Leben auseinandersetzen. Ein bürgerlicher Kreis der Selbstbestätigung. Diesen müssen sie erst mit dem Einfluss einer bestimmten, gebildeten Frau durchbrechen. Mehr will ich aber nicht verraten, das Stück wird noch sechsmal bis Mitte Oktober aufgeführt. Bis dahin: Geniesst die letzten Sommertage!

© Unitheater Basel

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