Tabea Martin lädt mit ihrem Stück Geh nicht in den Wald. Im Wald ist der Wald am Jungspund Festival zum Nachdenken an. Und das auf eine liebevolle, manchmal auch grobe, Art und Weise. Sie geht grossen Fragen nach: Was ist normal? Was weicht von der Normab? Wo fängt diese an? Und wer bestimmt sie?

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© Helen Ree

Uns wird der Spiegel vorgehalten. Die Tänzer:innen brüllen uns leise ins Ohr, witzig veranschaulichen sie den Ernst der Situation. Denn wir sind Teil. Teil von all dem, was passiert. Immer. Wir können uns nicht entziehen.

# Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

Jede:r kennt es wohl, sich anders fühlen, nicht dazu zu gehören, ausgegrenzt zu werden. Und gar nicht so recht zu wissen warum. Wie grausam können Kinder sein? Ab wann ist es Mobbing? Ein Spass zu viel, etwas zu schroff, dabei sein wollen, noch einen draufsetzten und noch etwas mehr. Alles nur um Anschluss zu finden, um nicht ausgegrenzt zu sein. Mobbing ist Krieg im Kleinen, alle gegen einen. Alle gegen den nächsten. Alle gegen alle. Wer war es zu Beginn? Du, ich, sie, er, der da drüben?
Die beinahe alltäglichen Themen werden im Tanztheater in Bewegung umgesetzt und erfahrbar gemacht. Für klein und gross. Mit viel Empathie, lustigen und liebevollen Figuren, die du und ich sein könnten. Den jede:r einzelne von uns hat die Wahl, ob er beim «Alle gegen alle» mitmachen will oder aussteigt.

Im Kleinen viel bewegen

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© Helen Ree

Das einfache und intelligente Bühnenbild von Veronika Mutalova überzeugt durch Schlichtheit. Dabei eröffnen sich ganze Welten. Die Vorhang-Gebilde können alles und nichts sein, die Tafel erinnert an Schule, Strenge, Lernen, Unwohlsein, Regeln – Do’s und Don’ts. Mit einer Nebelmaschine befinden wir uns im Nu im Nebeldickicht, Ventilatoren lassen uns in die Lüfte steigen, uns leicht fühlen. Und sie lassen es schneien, mitten im Wald. Mein absolutes Highlight an diesem bewegten Abend!
Nicht nur das Bühnenbild und die Performance überzeugen, auch die Musik, live gespielt von Donath Weyeneth, zieht mich immer wieder in ihren Bann. Er ist Teil des Ganzen, ein Mitspieler, nicht nur aussen vor – und wenn, dann gewollt, weil ausgegrenzt wird jede:r mal. Die Frage ist nur, wer dies bestimmt und wer mitmacht.
Nächste Vorstellung: Montag, 21.02.22 in der Lokremise in St. Gallen. Geht hin.

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Isabel Sulger Büel

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