Im Wartezimmer des Doktors geht es drunter und drüber: Piraten bekämpfen sich mit ihren Kanonen und Schiffen, ein Raumschiff fliegt zum Würstliplanet und Boxer bekämpfen sich im Ring. In ihrem neuen Stück befassen sich die Spielenden des U10-Clubs der Jungen Bühne Bern unter der Leitung von Eva Kirchberg, Vera Vanoni und Jenni Arne mit dem Motiv des Wartens und was gegen die Langweile während des Wartens gemacht werden kann. Inspiriert ist das Stück von dem gleichnamigen, mittlerweile sehr bekannten Gedicht von Ernst Jandl. Sein Gedicht fünfter sein erschien das erste Mal im September 1970 in seinem Lyrikband der künstliche baum, welcher bereits fünf Jahre später zu seinem Standardwerk gezählt wurde.
Elf kranke Tiere sitzen im Wartezimmer und warten darauf, dass sie an der Reihe sind - «Tür auf, einer raus, einer rein, Vierter sein». Wenn sie endlich dran sind und durch die Tür zum Doktor können, wird es dunkel und das Gespräch im Arztzimmer per Videoprojektion gezeigt. Die Tiere beschreiben ihre Krankheit und erhalten vom Doktor - der nicht spricht und nur durch seine Hände symoblisiert wird - sogleich die passende Medizin. Die Doktorszenen sind witzig, da man die Anworten und Fragen des Doktors nicht hört und die Schauspielenden während dem Reden der Kamera Grimassen schneiden. Wieder zurück im Wartezimmer: «Tür auf, einer raus, einer rein, Dritter sein.» So nimmt das Stück seinen Lauf, bis jedes Tier behandelt ist.
Nicht nur das Spiel, sondern auch die Kostüme verleihen dem Stück Humor. Der Panther kann nichts mehr sehen und kommt deshalb zum Arzt, beim Spiel mit den anderen Tieren im Wartezimmer, bemerken sie, dass ihm die Kaputze einfach zu tief im Gesicht hängt und er deshalb nichts sehen kann. Auch Frau Büsi Büsi, eigentlich eine Katze, welche sich aber für einen schwarzen Beerenstrauch hält, der reden kann, sorgt mit ihrem Kostüm für Lacher.
Das Publikum amüsiert sich bestens und die Theaterbegeisterung der teils sehr jungen Schauspielenden ist spürbar. Ein auf beiden Seiten gelungener Abend.
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Das Recht auf Liebe
Joshua Jäggi© Verein Fokus LebenAls ich in den Salon der Markthalle Basel trete, sind fast alle Publikumsplätze schon besetzt. Der Raum ist hell erleuchtet und es ist warm. Erst nachdem ich mir den Weg zu meinem Platz gebahnt habe, fällt mein Blick nach vorne. Drei junge Patient*innen liegen dort mit geschlossenen Augen in Krankenbetten, an denen Infusionsbeutel befestigt sind. Das heitere Geschnatter im Raum kontrastiert mit der kühlen Krankenhausatmosphäre, die sich sofort bei mir einstellt. «Die haben ja schon angefangen», raunt mir die Frau neben mir zu und reckt den Hals, um besser nach vorne sehen zu können Dann erlöscht das Saallicht und ein junger Mann im Rollstuhl fährt auf die Bühne. Mit einem schelmischen Lächeln begrüsst er das Publikum und kündigt das Stück an, das von «Krankheit, Leben und Liebe» handle. Er bittet uns zum Schluss, nichts auf die Bühne zu werfen, was einige Lacher ernt…