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© Bo Amstrup
Im Stück Goodbye Herr Muffin des Teater Refleksion und Teatret De Røde Heste geht es um ein altes Meerschweinchen. Man wird auf die letzte Reise des Tieres und somit auf die letzten verbleibenden Tage mitgenommen. Herr Muffin hatte ein schönes Leben. Einst war er das stärkste Meerschweinchen und konnte eine Gurke ganz alleine hochstemmen. Er war die Attraktion schlechthin. Und Herr Muffin hatte eine Familie. Eine liebe Frau und vier wunderbare Kinder. Doch seine Frau lebt schon lange nicht mehr und seine Kinder sind ausgezogen. Nun sitzt er also in seinem Schaukelstuhl und denk nach. Über dies und das, über sein Leben und ein bisschen auch über das Sterben. Denn eigentlich mag er nicht mehr so und es zwickt auch immer wieder, mal da, mal dort. Und es ist alles etwas beschwerlicher, mühsamer geworden … Früher, da war er noch jung, stark und stolz. Er wollte immer weich und kuschelig sein. Doch diese Zeiten sind vorbei. Er findet sich heute eher etwas borstig, ist nicht mehr so agil, macht nicht mehr viel tagein tagaus. Was er aber immer noch jeden Tag macht, ist, dass er zu seinem Briefkasten läuft. Ab und an ist dort ein Brief für ihn oder sogar eine Mandel. Herr Muffin liebt Mandeln. Und Löwenzahn. Und er liebt das Nachdenken. Nachdenken – das muss nicht nur Herr Muffin, sondern auch der Junge, dem er gehört. Er weiss, dass Herr Muffin nicht immer hierbleiben wird. Hier auf der Welt. Was danach kommt, dass weiss keiner. Aber es wird schön, das steht fest. Herr Muffin wird sehr geliebt von den Menschen, bei denen er wohnt. Es wird gut für ihn gesorgt. Er hat das was er braucht und was er mag. Auch tägliche Streicheleinheiten fehlen nicht. So weit, so gut und doch …

Es geht die Zeit

«Und es ist nicht schlimm zu sterben. Irgendwann müssen wir alle gehen.» Mit diesem Satz versucht der Vater dem Sohn zu erklären, dass sterben ganz normal ist und zu unserem Leben gehört. Es ist ein Teil davon. Und so kommt auch der Tag, an dem auch Herr Muffin nicht mehr aus seinem Schlaf aufwacht. Er wird begraben. Löwenzahn wird gepflanzt. «Jetzt weisst du mehr als wir Herr Muffin. Jetzt kannst du dich ausruhen und musst keine Angst mehr haben.» … Dieses warmherzige und traurige Stück wurde liebevoll inszeniert. Mit viel Humor, viel Zeit und viel Respekt für dieses doch auch immer wieder schwierige Thema. Denn alles ist endlich und allzu oft wollen wir das nicht wahrhaben. Doch wie erkläre ich einem Kind den Tod? Wie erkläre ich, dass auch ich nicht weiss, was nach dem Tod kommt? Wie nehme ich die Angst? Auch wenn das Stück nicht direkt Antworten sucht, so nimmt es einen auf diese Reise mit und schafft es das Thema Tod zu normalisieren, ihm überhaupt Raum zu geben.

Claus Mandøe, der Erzähler, führt uns durch die Geschichte mit einer wunderbaren Ruhe und einer inneren Kraft. Musikalisch wird er auf dem Cello von Else Anker-Møller begleitet, die es mit den meist feinen, lieblichen Tönen schafft das Geschehene zu untermalen. Und so ist dieses Stück absolut gelungen. Vielleicht gerade weil die Trauer einen Platz erhalten hat. Weil man weiss, dass es Herrn Muffin jetzt sicher gut geht, wo auch immer er jetzt ist.

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© Bo Amstrup
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