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Träume haben die Eigenschaft die unvorhersehbarsten Erlebnisse zu erzeugen. Sie verschneiden reales mit fiktivem und lassen uns manchmal mit grossen Fragen aufwachen. Diesem Thema widmet sich das Bewegungsstück Hic Sunt Dracones von Continuo Theatre am Figura Theaterfestival.
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© Michael Hancovsky

Zentrum menschlicher Körper

Die ganze Aufführung wird von hypnotischer Livemusik begleitet. Sie bildet die Basis für die bewegten Träume. Diese entpuppen sich als zusammengeschnittene Fragmente, die sich manchmal weiterentwickeln und öfters gebrochen werden. Körper tänzeln über die Bühne und heben ihre Röcke. Sie geben die Sicht frei auf zusätzliche Körperteile, die lahm herunterhängen. Die Darstellerinnen bewegen sich dazu tänzelnd wie Feen über die Bühne. Im Zentrum der Träume steht der menschliche Körper. Die unterschiedlichsten Teile von ihm. Die hübschen Bäuche werden durch die hochgehobenen Röcke sichtbar. Sie werden aber auch in Büsten aus Gips und Ton gezeigt. Die Darstellerin im Gipsschild spielt mit der Statik der Büste und der Beweglichkeit ihrer Wirbelsäule. Ein schräger Bauchtanz entsteht. Im Gegensatz dazu geschieht mit der Tonbüste das Gegenteil, die Büste aus nassem Ton wird zerdrückt. Zurück in einen Tonklumpen geformt. So jäh, wie Träume von einem Fragment ins nächste springen.

Alptraum und schöner Traum

Unheimliche Fenster zu Körperteilen eröffnen sich durch eine gigantische Kartonkiste. Darin sind Bäuche, Hände und Gliedmassen zu sehen. Sie stellen sich zur Schau, wie wenn sie das Publikum herausfordern wollten. «Schau mich an! Wie träumt es dir mit mir?» scheinen sie zu fragen. Dann dreht sich die Kartonkiste um und ein grusliger Anblick eröffnet sich. Unzählige Gliedmassen hängen von ihrer Decke und baumeln leblos hin und her. Ein kleiner Alptraum in einem langen schrägen Traum fügt sich ein. Zuletzt erscheint ein Kopf in einer beleuchteten Kiste, der sich mit ihr bewegt und der Schwerkraft zum Opfer fällt. Wann immer die Kiste verschoben wird oder sich dreht, drückt das den Kopf auf amüsante Weise an die Wand der Kiste. Weitere Gliedmassen in beleuchteten Kisten folgen. Sie reihen sich auf, schieben sich übereinander und erzeugen ein spassiges Labyrinth aus Gliedmassen und Kopf. Sie testen ihre Beweglichkeit, stellen sich in undenkbaren Winkeln zueinander. Sie spielen gewissermassen Tetris miteinander.
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© Michael Hancovsky

Lustige Pijamas

Die lustigsten Figuren tragen rote Pijamas und bewegen sich wie Bettdecken durch den Raum. Ihre Köpfe sind inexistent, weil unter der Bettdecke versteckt. Sie schieben die Kisten, tragen die Tische und erkunden dabei immer wieder ihre eigenen Körper. In ihrer schönsten Szene versuchen sie sich Köpfe aus Ton zu bauen. Legen die Klumpen auf ihre Köpfe und drücken mit den Fingern Augen, Nasen und Münder ein. Leider fallen die Klumpen stehts halbfertig zurück auf die Tische und das Projekt startet von vorne. Alles zur rhythmisch hypnotischen Musik, die den Takt vorgibt. Schliesslich scheitern die Bettdecken und geben ihren Traum vom Gesicht auf. Dafür haben sie das Publikum zum Schmunzeln gebracht. Das Stück unterhält ohne wirklichen Höhepunkt, die Fragmente des Traums sind vom Publikum selbst zu erschliessen. Der Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt.

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