
Geschichten aus Licht und Schatten
Eine Frau aus dem Orient erscheint auf einem schwarzen Teppich. Lieblich erzählt sie Geschichten von einer Meerjungfrau, die vor dem auslaufenden Öl im Meer flieht und von einem Mann gerettet wird. Das Erzählen von Geschichten ist Thema dieses Stücks und eine kulturelle Vermittlung zugleich. Denn die Hälfte des Stück wird Französisch und die andere vermutlich Persisch erzählt. Wir erfahren, wie erzählen in der iranischen Kultur vonstatten geht, welche Menschen erzählen und warum. Die Geschichten schweben zwischen Realität und Fiktion. Eine träumerische Welt tut sich auf, in der vor allem Puppen eine präsente Rolle spielen.
So beginnt die erste Szene mit einer Puppe am Bauch der Darstellerin, die zuerst unsichtbar ist. Erst als sie angeschaltet wird und wie eine Lampe leuchtet, wird sie sichtbar. Den Puppen wird erzählt und zugleich erzählen die Puppen. Sie sind Requisiten, mit denen die Szenen bespielt werden. So dient die leuchtende Puppe als Hilfe zur Orientierung, wenn sich die Meerjungfrau im Netz verfängt. Dann wird sie aber im Ölfass versorgt und kehrt nicht wieder zurück. Das Spiel mit Licht und Schatten ist ein Element, dass diesem Stück ebenfalls eingeschrieben ist. Lampen an den Händen, evozieren durch ihre Bewegung träumerische Gesten.
Bemalter Teppich
Eine Meerjungfrauenflosse führt zu einer Frau, die behauptet, sie sei einst eine Meerjungfrau gewesen. Sie erzählt den Kindern im Dorf immer Geschichten. Sie kennt viele Menschen, weil sie den Dorfbewohnern das Öl bringt. Sie bittet aber auch um neue Kleider, weil ihre immer voll vom Öl sind. Doch dann verschwindet sie plötzlich für immer und es erzählt niemand mehr Geschichten. Daraufhin wird die Flosse geöffnet, sie ist eine Tasche und aus ihr fallen kleine Watteflocken heraus. Sie bedecken den Teppich der darunter liegt.
Das Stück überzeugt auch ohne dramaturgischen Höhepunkt. Die Geschichten und Erzählungen plätschern vor sich hin, ziehen das Publikum allmählich in ihren Bann. Die innere Einstellung erfordert etwas Geduld und Muse. An einem Punkt zieht die Darstellerin den Teppich vom Boden über ihre Schultern. Die lieblichen Zeichnungen auf dem Teppich zeigen die Figuren, von denen zuvor die Geschichten gehört wurden.
Sie dreht sich im Kreis, das Publikum sieht sich die Zeichnungen an. Dann als sie den Teppich ablegt, trägt sie plötzlich wie durch Zauberhand ein anderes Kleid mit einer weissen Stoffpuppe vor sich. Diese süsse Puppe gehört zu den anderen am Boden. Die Darstellerin kniet sich zu ihnen, beginnt jede kleine Puppe mit ihrem Namen anzusprechen. Sie sind alle miteinander verbunden, als wollten sie auf die Verbindung der Menschen durch Geschichten hinweisen. Sie zieht alle Puppen an sich, bedeckt sich mit ihnen und verschwindet darunter. Alle Geschichten sind für diesen Abend erzählt.