
Gelungene Rahmenhandlung
Kaum ist das Licht ausgegangen, haben die beiden Arbeitskräfte die richtige Anzahl Papierschiffchen gefaltet. Und schon muss das Publikum zum ersten Mal lachen. Denn was zuvor feinsäuberlich erarbeitet wurde wird nun von derselben Arbeitskraft einfach in eine Kiste geworfen. Dann klingelt eine Glocke, denn es ist Mittagspause. Plötzlich steht ein Schiffkutter aus Papier auf dem Tisch und die Erzählung beginnt. Ein Haus, eine Madame und ein Monsieur erscheinen. Sie alle sind aus Papier. Die Konturen von Madame und Monsieur sind auf das Papier gezeichnet. Die beiden Männer hinter den Objekten lehnen vertraut aneinander und schauen entzückt auf das Haus. Es ist klar, Madame und Monsieur lieben sich. Die Verknüpfung der Ebenen Darsteller und Figuren wird hervorragend umgesetzt.
Von der Eintracht zur Konkurrenz
Monsieur ist Fischer und geht auch an diesem Tag seiner Arbeit nach. Madame verabschiedet ihn mit einer Sardinenbüchse und einem Kuss. Nur an diesem Tag kommt Monsieur nicht nach Hause, weil er kein Benzin mehr hat. Obwohl die Arbeitskollegen zuvor in einheitlicher Harmonie Papierschiffchen gebaut haben, machen sie sich während dem Erzählen auch manchmal absichtlich das Leben schwer. Beispielsweise, als einer der beiden der Figur Monsieur in seiner Misere ein Piratenschiff in den Weg stellt. Sein Arbeitskollege freut sich erst über das Schiff, da er an Rettung glaubt. Allein für das Schauspiel dieses Drehpunkts, nämlich wenn er die Gefahr erkennt und ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben steht, lohnt sich dieser Theaterbesuch. Witzige Anekdote, um von den Piraten Benzin zu kaufen, müssen alle Sardinenbüchsen, die zuvor von einem Arbeitskollegen an den anderen gingen, zurückgegeben werden.
Hervorragende Qualität
Die Inszenierung ist eine handwerkliche Meisterleistung. Das Timing stimmt, die Slapstick Einlagen sitzen und das Figurenspiel überzeugt. Das gesamte Bühnenbild wird für das Spiel gebraucht. Von den Bürokästen hinter dem Tisch über den Eimer bis zu den Tischlampen, werden alle Ebenen des Bühnenbilds einbezogen. Sogar das schwarze Papiertischtuch unter dem Arbeitstisch ist nicht bloss als Abdeckung gedacht, sondern dient als Unterwasserwelt. Nach vielen Abenteuern und unvorhersehbaren Ereignissen, finden sich Madame und Monsieur am Ende in ihrem Haus wieder. Erneut schauen die beiden Männer verliebt auf das Haus. Ein Herzchen wird darin sichtbar. Dann klingelt die Glocke und die Mittagspause ist vorbei. Erneut werden Papierschiffchen produziert. Bis das Bühnenlicht erloschen ist. Diese Inszenierung ist von einer theatralen Qualität, die selten gespielt wird. Sie ist schlicht brillant.
PS: Die Fotos werden dem Stück leider nicht gerecht. Schauen Sie sich deshalb bitte den Trailer hier an.