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Erfrischend witzig bespielt das Stück Teatrum Mundi von der Compagnie Hold up! das Thema Leben. Mit unterschiedlichen Elementen, von Musik über das Malen bis hin zu einem grossartigen und komplexen Kostüm, führt Lucie Cunningham als Elisabeth zu einem schwangeren Bauch.
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© Laurent_Nembrini

Von Shakespeare inspiriert

Das Pochen eines Herzens erfüllt den Raum und eine Gitarre spielt dazu. Sie kopiert ihr Spiel und mehrere Schichten überlagern sich. Dann verschwindet zwar die Geige, aber die barocke Musik hält an, während auf einer schwarzen Leinwand bunte Bilder gemalt werden. Kaum hat man erfasst, worum es geht, verschwinden die Bilder auch wieder. Und dann, ganz unerwartet, taucht eine Figur im üppigen barocken Kleid hinter ihr auf und schiebt sich vor die Leinwand. Sie hat keinen Kopf. Aber dann schiesst das Gesicht der Darstellerin von unten hoch und beginnt dem Publikum das Leben und den Tod zu erklären. Dies mit Hilfe der Worte von Shakespeare: «All the world’s a stage, and men and women merely players.» An diesem Monolog orientiert sich die Darstellerin, die Elisabeth spielt, während dem ganzen Stück.
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© Laurent_Nembrini

Leben entsteht

Elisabeth die erste gilt als jungfräuliche Königin und ihr schwangerer Bauch erinnert in diesem Stück an die Jungfrau Maria. Allerdings wird darin nicht der Heiland geboren, sondern Jacques Monolog aus Wie es euch gefällt von William Shakespeare figürlich dargestellt. Vom ungeborenen Fötus bis zum Tod sind alle Lebensstadien eines Mannes vertreten. Genial werden drei Ebenen, von den Füssen über den Bauch bis zum Gesicht, bespielt. Am witzigsten ist der Zweikampf zweier Handpuppen vor dem Gesicht der Königin. Das Amüsante daran ist die Reaktion er Königin auf die Puppen und die Interaktion von ihrer Mimik mit den Figuren. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Vom Handspiel über Objekte aus Vanitas Bildern bis hin zu Marionetten kommen alle möglichen und unmöglichen Gegenstände vor. Diese bespielt die Darstellerin aber so gekonnt, dass sofort klar ist, was ausgesagt werden will.
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© Laurent_Nembrini

Leben vergeht

Nach dem das Kleid mit all seinen Möglichkeiten und die Entstehung von Leben etabliert sind, wird die ganze Konstruktion dekonstruiert. Stück für Stück entfernt die Darstellerin Elemente des Kostüms, lässt diese bedeutungsvoll zu Boden fallen, bis nur noch die eiserne Konstruktion darunter zu sehen ist. Dahinter steht sie nun als eindrückliches Skelett mit Schädel, das aus der Maske von Elisabeth herausgezaubert wurde. Der Tod ist erreicht und das Stück könnte hier zu Ende sein. Aber nein, selbst der Tod ist in dieser Aufführung vor Vergänglichkeit nicht geschützt. Denn auch seine Knochen werden überraschend und lustig zugleich abgezogen und zu Boden geworfen. Was bleibt vom Theaterstück? Nichts. Nicht einmal der Tod bleibt. Selbst er löst sich auf und vergeht. Dem Stück bleibt nur eine schwarze leere Bühne übrig. Bis das Licht angeht und das Publikum begeistert applaudiert.

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